Ex-kursion zu Deutschlands bestem Opernhaus

Fabian Schäfer führte als kenntnisreicher stellvertretender Intendant und künstlerischer Produktionsleiter den EX bei einer Sonderführung hinter die Kulissen der Dortmunder Oper. Und Alumni ist er auch noch.

Drei bis fünf Jahre im Voraus wissen wir schon, was wir spielen werden“, erklärt Fabian Schäfer im riesigen Malsaal des Theaters Dortmund. Er weist von der Balustrade am Rand hinunter auf die vielen schwarzen ein-Meter-mal-ein-Meter-Quadrate auf dem Boden, die den Theatermalerinnen und -malern als riesiges Raster dienen. Aktuell wird es an vielen Stellen verdeckt durch noch nackte Holzkonstruktionen, die auf ihre Bemalung warten. Eine ist schon grundiert – „wenn sie fertig ist, könnt ihr die nicht von echten Pariser Dächern unterscheiden“, sagt Schäfer. Gebraucht werden die fertigen Bühnenbauten für „La Bohème“ Anfang September 2023, Ende des Monats kommt das Musical „Rent“ ins Programm. Letztere ist die Transformation des Bohème-Stoffs aus dem Paris des 19. Jahrhunderts ins New York der 1990-er Jahre.
An zwei Tagen werden beide Werke sogar in einer Doppelvorstellung an einem Tag zu sehen sein, mit je komplett unterschiedlichem Bühnenbild. Warum das überhaupt funktionieren kann, erfährt die kulturinteressierte Schar des EX, als sie auf der gerade leeren Bühne steht. Schäfer: „Mit 16 mal 16 Metern Grundfläche und einer Höhe von mehr als 20 Metern haben wir hier in Dortmund eine der größten Bühnen Deutschlands“. Nicht nur das: „Links, rechts und hinten haben wir Seitenbühnen in gleicher Größe, nur so können wir überhaupt so viel proben und dennoch von Mittwoch bis Sonntag jeden Tag spielen“. Denn die Seitenbühnen dienen als Bühnenbild-Speicher. Weil sie so groß wie die Bühne sind, kann man den kompletten Aufbau „einfach“ zur Seite fahren – und wieder zurück, wenn sie gebraucht wird.

Neben dem Malsaal, einem Blick auf den Schnürboden in 16 Metern Höhe, von wo aus die gut 60 „Züge“ zu sehen sind, mit denen Bühnenbilder, Hintergründe und manchmal gar Seecontainer hochgezogen und heruntergelassen werden können, bekommen die EX-ler auch einen Gang übers Dach des Hauses geboten, nur noch überragt vom Bühnenturm, dessen Dach bei Feuer geöffnet werden kann.
Fabian Schäfer, selbst als studierter Musikjournalist ein Alumnus des Instituts, ist über die Dramaturgie und Regieassistenz in die stellvertretende Intendanz gelangt – „mehrere Hunderttausend Euro teure Produktionen zu planen, daran hätte ich zu Anfang nie gedacht.“ Dass das Haus von der Fachzeitschrift „Oper!“ in den Awards im Januar zum besten Deutschlands gekürt werden würde, das hat ihn positiv überrascht. Natürlich weiß er, was die Oper Dortmund zu bieten hat – „wir sind schon ein echtes A-Haus“, aber der Award war natürlich etwas Besonderes. Ein Grund für die Auszeichnung könnte die gute Nase von Heribert Germeshausen sein, Intendant und Chef von Schäfer: „Er hat beste Verbindungen, sonst würde eine Regiegröße wie Peter Konwitschny nicht nach Dortmund kommen. Und er hat ein unglaubliches Gespür dafür, welche Trends und Stimmen in drei, vier Jahren angesagt sein werden.“ Das erlaube es, schon früh mit auch großen Namen planen zu können, die dann noch erschwinglich zu buchen seien.
Die Runde aus EX-Mitgliedern, die den Vormittag vorm Institutstag zu der Sonderführung nutzten, haben jedenfalls jetzt auch etwas mehr Gespür dafür, wie viele Menschen und wie viele Ideen und was für eine Maschinerie hinter „La Bohème“ und Co. stecken.